
Zwischen Streetfood, Traumstränden und Elefanten.
Wow.. Die Route stand fest und nach einem zwölfstündigem Flug, einer siebenstündigen Busfahrt und einem kurzen Übersetzer mit der Fähre erreichte ich am Abend Ko Chang.
Eindrücke und erste Impressionen mussten sich sowieso erstmal hinten anstellen, denn dafür war mein Wohlbefinden einfach zu desolat. Nach einem schnellen Check-in und einer gründlichen Dusche sollte wenigstens mein Magen einen Willkommensgruß bekommen.
Gesagt getan, setzte ich mich nicht weit von meinem Hotel entfernt in ein Restaurant und bestellte etwas von dem Schweinenacken, den ein älterer Herr, draußen, auf einem Holzkohlegrill zubereitete. Dazu gab es einen frischen Papaya-Salat und eine Chili-Erdnusssauce.
Fuck.
Das war so unfassbar gut, dass sich jetzt auch mein Kopf wieder einschaltete. Ich war wieder voll da und musste erstmal verstehen was hier gerade passiert war. Was für ein Feuerwerk für meine Sensorik. Ich habe dem alten Herrn mehr als einmal gedankt.
Just for info
Ko Chang ist die zweitgrößte Insel Thailands und liegt östlich im thailändischen Golf an der Grenze zu Kambodscha. Das Leben findet hier hauptsächlich im Westen statt. Neben vielen kleinen Stränden sind die Hauptstrände der White Sand Beach, der Khlong Phrao Beach und der Lonely Beach.
Egal wie dein Budget aussieht, am Strand ist Meer!

Ist der White Sand Beach doch eher ziemlich touristisch und voller kleiner Geschäfte und Restaurants, wird es am Klong Prao Beach schon einsamer. Der Lonely Beach ist auch eher ruhig, dennoch trifft sich hier die Backpacker Szene und zur richtigen Tageszeit geht dann auch hier die Party ab und damit meine ich wirklich nur hier! Jeder dieser Strände hat etwas Besonderes, Einzigartiges und es lohnt sich definitiv jeden Strand einmal zu besuchen.


Am nächsten Tag wurde erstmal am Strand relaxed. Ich hatte etwas am White Sand Beach gebucht, würde es im Nachhinein aber anders machen. Hier waren einfach zu viele Familien, Pärchen und ältere Herrschaften die auf der Suche nach der großen Liebe sind. Mit stolzer Brust und aufgeplustertem Hemd versucht der blasse Europäer sein Glück und balzt sich mit all seiner nicht vorhandenen Leidenschaft um das junge Thaiküken. Nicht dass ich etwas Dagegen habe aber weniger ist manchmal mehr. Authenzität.
Dennoch, zum Energie-tanken und Akku aufladen war mir jeder Strand willkommen und wenn ich sage, dass dieser Strand der Touristischste auf ganz Ko Chang ist, dann ist es absolut nichts gegen die völlig überfüllte Strände auf Mallorca oder sonst wo. Hier liegt man trotzdem für sich allein unter Palmen auf weißem Sand. Die Bars und Restaurants direkt hinter einem stören da kaum.
Food Paradies

Normalerweise bilde ich mir gerne meine eigene Meinung, wenn es um gutes Essen geht, allerdings war meine Zeit begrenzt und somit googelte und fragte ich mich durch die Meinungen anderer.
Der Name Kati Culinary fiel dabei ziemlich oft und somit war der Besuch bei Ihr schon relativ früh in Stein gemeißelt. Mit dem Taxi gings runter an den Strand von Khlong Phrao. Neben dem Roller, das Fortbewegungsmittel Nummer Eins. Allerdings sollte man jeden Preis vorher verhandeln, sonst kann es eine teure Überraschung geben.
Dort auf der Hauptstraße, die sich einmal vom Norden bis in den Süden der Insel zieht, war das kleine Restaurant Kati Culinary. Die Restaurants auf Ko Chang haben fast alle eine offene Terrasse, was die Frage nach dem drinnen oder draußen meistens erübrigt.
Ich bestellte mir Lemon Gras Chicken-Wings und einen Minced-Chicken-Salad. Wieder knallte es gewaltig zwischen meinen Wangen und ich stellte relativ schnell fest, dass die thailändische Küche viel mehr zu bieten hat als nur Kokosmilch und Currypasten aus dem Glas. Überwältigende Vielfältigkeit mit dem Mut westliche Einflüsse einspielen zulassen.
Geschmacksglobalisierung.

Man merkt schnell, dass die hiesigen Zutaten den wirklichen, ehrlichen Geschmack zu hundert Prozent wiedergeben. Kauft man zehn Mangos auf dem deutschen Markt, reduziert den Geschmack auf eine Mango herunter und Voilà. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Die absolute Intensität des eigenen Aromas. Ich weiß jetzt wie eine Papaya wirklich schmecken sollte und werde den edlen Geschmack einer Rambutan immer in Ehren halten.

Dasselbe gilt für Fisch. Nicht das wir schlechte Qualität zu Hause anbieten, solang man aber das Meer als direkten Lieferant vor seiner Tür hat, ist es ein großer Vorteil.
Ich habe generell gar keine Angst vor dem hiesigen Streetfood und habe mich von oben bis unten durch gefuttert. Solange etwas durch gegart ist, muss man glaube ich wenige Bedenken haben. Außerdem zahlt man hier zum satt werden wirklich nur wenige Baht. Anders als in den Restaurants, die sind dann wieder etwas teurer.

Der Night-Market auf Ko Chang bietet abwechslungsreiche Streetfoodküche und man bekommt einen kleinen Vorgeschmack auf authentisches Thaifood. Die paar Kebab Stände, die sich dazwischen gemogelt haben wurden gekonnt toleriert. Nicht so allerdings die eingefleischten, europäischen Sandalentouristen, die in Massen die kleinen Kebab-Stände belagerten. Unfassbar!
Dennoch, über gebackene Muscheln, Blaugarnelen, Thailändischen BBQ und Roti gibt’s auf dem Markt alles was das Herz begehrt. Und das ist wirklich gut.
Ein weiteres Restaurant, welches es mir angetan hat, war das Blue Lagoon Restaurant in gleichnamigen Resort. Als angehender Foodblogger mit Schwerpunkt der Fusionsküche kommt man hier voll auf seine Kosten. So ist der Küchenchef ein Franzose und auf der Speisekarte findet man unter anderen Filet Mignon und Spätzle, thailändisch interpretiert. Nice. Die Location ist auch super spannend. So speist man hier in kleinen Bambushütten, die mitten in der Lagune aufgestellt wurden. Die dazugehörige Kochschule hat es mir auch angetan. Hier lernt man Gerichte die sehr tief in der thailändischen Küche verwurzelt sind und wunderschön angerichtet werden.

Außerdem sollte man auch mal eines der vielen BBQ Restaurants besuchen. Hier sucht man sich den Fisch oder die Meeresfrüchte vorher aus, bekommt sie dann über offenem Feuer gegrillt und mit leichten, schmackhaften Beilagen serviert.
Trotz des riesigen Angebotes an Thailändischen Gerichten, kam ich nicht drumherum den hiesigen Inder zu probieren. Er wurde mir von einem einheimischen Koch empfohlen. Chicken-Tikka-Masala, Zwiebel-Pakoa und Mango-Minz-Chutney waren einfach der Wahnsinn und ich bin absolut dankbar für diesen Tipp.

Trotz der unterschiedlichen Lebensverhältnisse habe ich immer das Gefühl gehabt, dass der einheimische Thailänder ein sehr frohes und glückliches Gemüt besitzt. Auch abseits der Touristenmassen wurde ich immer freundlich und höflich behandelt. Ob es an der Sonne oder am guten Essen liegt, man hat den Eindruck, dass es den Menschen gut geht. Leben und leben lassen trifft es hier ganz gut.
Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass man Tourist in einem fremden Land ist und das man den Respekt, der einem gezollt wird, auch zurückgeben sollte. Geben und nehmen, als Gast in einem anderen Land sollte da die Tagesordnung sein. Leider sieht man zu oft Menschen, die der Meinung sind, dass sich die Einheimischen unterwürfiger verhalten sollten und denen Begriffe wie Respekt und Moral eher fremd sind. Denen kann ich nur raten. Bleibt zu Hause und malträtiert Eure eigenen Landsmänner oder am besten Niemanden. Ihr habt hier nichts verloren.
„Tomorrow 6 pm at the hotel lobby. You are the only one“. Ertönte es durch den Hörer. Ich hatte soeben mein erstes Kocherlebnis gebucht und wurde pünktlich um 18 Uhr in der Lobby von einem Mann, der sich später als Napalais Ehemann herausstellte abgeholt. Anders als bei uns passiert hier das Meiste eher spontan. So gibt sie zweimal täglich einen Kurs, egal ob Eine oder Zehn Personen kommen. Zur Not muss ein Familienmitglied nochmal schnell auf den Markt gehen und die fehlenden Zutaten besorgen.

Angekommen in Ihrer Kochschule wurde ich sehr herzlich in Empfang genommen. Tatsächlich war ich der einzige Gast und ich war ehrlich gesagt auch ganz froh darüber. Auch in dieser Küche musste man sich die Schuhe ausziehen. So hält man hier relativ wenig von Sicherheitsmaßnahmen, was für mich als Koch mal eine willkommene Abwechslung war.
Wer den richtigen Kick sucht-barfuß frittieren gehört auf jeden Fall dazu. Auch nach fünf Flaschen Chang Bier. Alkohol ist hier übrigens genauso teuer wie in Deutschland. Der Vater von Napalai hatte die Nachbarn eingeladen und es wurde laut Karaoke gesungen und Whiskey getrunken. Alles in allen war es verdammt cool, authentisch und das Essen war der Hammer. Während der Vater mit seiner butterzarten Engelsstimme Robby Williams ins Mikrophon krächzte lernte ich hausgemachte Currypasten, tolle Reis- und Nudelgerichte. Es war eher ein „Basic“ Kurs. Aber dieser war verdammt gut und intensiv. Dieses Erlebnis werde ich so schnell nicht vergessen. Danke Napalai.
Elefanten reiten? Nein Danke..
Ko Chang ist auch als Insel der Elefanten bekannt. So kann man verschieden Touren buchen oder mit den grauen Dickhäutern schwimmen gehen. Als ich mal wieder „offroad“ unterwegs war, kam ich zufällig an solch ein „Elefantencamp“ vorbei. Furchtbar. Vor mir war ein kleiner Elefant mit einer Glocke um den Hals, der gefügig gemacht wird, um die Touristen von A nach B zu bringen.
Ihnen wird durch Gewalt früh beigebracht, dass Ihnen Schmerzen blühen, wenn eine Glocke klingelt. Ihr könnt Euch nicht vorstellen was es mit einem macht, wenn man diese Glocke den ganzen Tag um den Hals tragen muss. Widerlich. Sind diese Tiere hier eigentlich heilig, wird trotzdem mit Ihnen Geld verdient. Fuck.
Ich habe ein paar Mädels kennengelernt die in Chang Mai als Volontär auf einer Farm https://www.elephantnaturepark.org/ für gestrandete und verletzte Elefanten gearbeitet haben. Hier werden Elefanten aufgepäppelt und im besten Fall wieder ausgewildert. Für viele von Ihnen ist es allerdings schon zu spät und es dient dann eher als Hospiz, wo Ihnen eine letzte schöne Zeit auf Erden bereitet wird.
Fazit
Trotzdem. Alles in allem kann ich Ko Chang nur empfehlen. Man kann sich relativ schnell von den großen Touristen Massen abkoppeln und einsame Strände und tolle einheimische Menschen kennen lernen. Ob man jetzt tauchen gehen möchte, den Regenwald erkunden will oder einfach am Strand liegen möchte. Besonders die Kulinarik hat es mir angetan. Ich bin jetzt schon hin und weg von der thailändischen Küche, die hier sehr zu empfehlen ist. Es war ein faszinierendes Erlebnis.
This post is also available in: Englisch