Singapur: Seit geschlagenen dreißig Minuten stehe in der Schlange, um die hochgelobten und sternegekrönten “Porknoodels” im Tai Hwa Singapur-City abzugreifen. Die Mittagssonne brennt schon im Nacken und die dichte Menschenmenge schirmt jegliche frische Brise oder leichtes Windchen von mir ab, als ich plötzlich ein lautes Husten aus der Schlange registrierte. Was im Normalfall eigentlich ignoriert wird, wurde hier jedoch wegen der Corona Epedemie mit Argusaugen beobachtet, weil sich das laute Husten mittlerweile in ein trockenes Bellen verwandelte.
Safety first
Die ersten Leute zogen sich einen Mundschutz über und die Menschen die vor und hinter dem besagten Mann standen, zögerten nicht lange und verließen rasch die Schlange. Nach gefühlt zwei Minuten traf ein Krankenwagen ein und zwei vermummte Personen packten den Mann an den Schultern und brachten ihn in den Krankenwagen. Wow!! So schnell wie es angefangen hatte, war es auch wieder vorbei. Das hatte etwas hollywoodmäßiges. Tatsächlich sind die Kontrollen hier so intensiv, dass der Singapurer keine Maske trägt, nicht mal in Chinatown. An jeder Straßenecke sind Checkpoints und ich hatte gefühlte fünfzig mal ein Thermometer an meiner Stirn. Ein seltsames Gefühl. Hoffentlich geht es dem Mann besser.
Streetfood mit Stern. .Ein unmögliches Unterfangen?
Mit Streetfood einen Stern zu bekommen, ist eine fantastische Leistung, welche ich dem Chef nur zu hoch anrechne. Auch wenn Küchenchef Tang Chay Seng die Anstrengung ins Gesicht geschrieben steht, so nimmt er sich dennoch die Zeit, mit jedem Gast einen kleinen Plausch zu halten, was ich sehr sympathisch finde. Wow. Was hat er schon zu verlieren!? Sind ein Großteil seiner Stammkundschaft sowieso Nachbarn und Freunde, die mit dem Michelin allerhöchstens den dicken Marshmallow-Mann, aus der Werbung, in Verbindung bringen können..
Ich wählte gleich drei von fünf Gerichten aus und war leider nicht sehr angetan… Ja, es war gut aber wirklich abgeholt hat es mich nicht. Leider. Der angenehme Geschmack von Soja und Essig mit einer leichten Sherry-Note war gut aber nicht wirklich überzeugend. Die Porkballs hatten einen sehr strengen Geschmack. Ich gehe stark davon aus, dass auch Innereien verarbeitet wurden. Für meine westliche Zunge leider zu viel des Guten, was keines falls als Kritik zu werten ist, sondern eher als kulinarischer Seiltanz auf einer dünnen Schnur für meine viel zu großen Füße!
“Superclean” Singapur
Ja, ich habe natürlich auch Sightseeing betrieben und mir den riesigen botanischen Garten, die stark aufgepimpte Insel “Sentosa” und den größten Teil von Downtown angeschaut und man muss neidlos zugeben, dass diese Stadt von ihrem Fortschritt und ihrer Sauberkeit ganz vorne mitspielt. Ich bin beeindruckt.
Auf der Hafenpromenade wurden die Fugen der verlegten Platten mit stumpfen Messern gereinigt. Ich musste zweimal hinschauen um das zu glauben. Elektronische Busse bringen dich von A nach B und der Smog, der dich in den anderen Großstädten nach zwei Stunden in die Knie zwingt, ist hier einfach nicht vorhanden.
Chinatown, little India und viele weitere Stadtviertel stellen sich als kleine Geschwister Ihrer Originale dar, welches die Foodfrage, was man denn Essen soll, erschwert, da man als Foodie bei der Qual der Wahl, immer wieder von vorne anfängt. So kann man in Singapur tatsächlich eine kulinarische Rundreise durch ganz Asien in einer Stadt machen. Was will man mehr!?
Ein weiterer Besuch in einem sternegekrönten Restaurant in Singapur brachte mich nach Chinatown. Das Liao Fan Hawker Chan am Chinatown Complex (food market) wurde 2016 mit einem Michelinstern ausgezeichnet und ist für seine Variationen mit Hähnchen und Reis berühmt. Schon wie bei Porknoodles sollte mich das Mahl auch hier weniger als 10 Euro kosten.
Ich bestellte das Hähnchen ganz klassisch mit Nudeln und Gemüse, dazu noch ein paar gebackene Wan Tans.
Oje, leider war es diesmal ein vollkommener Griff ins Leere!! Nicht nur, dass das Essen komplett kalt war, es war leider noch voll mit Knochen und Knorpel durchzogen. Die Nudeln klebten aneinander und die Hilferufe vom Gemüse, das kochende Wasser verlassen zu dürfen, wurden gekonnt ignoriert. Noch nicht mal eine Prise Salz wurde zur Rettung hinzugegeben, so weich und geschmacksneutral war es. Furchtbar!
Ich kann mir vorstellen wie anstrengend es sein muss, das Niveau eines Michelin Sterns zu halten, gerade im Streetfoodbereich, dennoch verspürte man weder Liebe noch Hingabe im Essen. Hier hatte man einfach keine Lust zu kochen oder die Akkus bei den Jungs waren einfach leer. Schade.
Singapur, purer Genuss
Was wir unter Foodcourt verstehen, nennt man in Singapur Hawker (Centre). Oft gibt es hier mehr als nur Streetfood. Je nach Region kann man in Ihnen auch frische Lebensmittel sowie Kleidung usw. kaufen. Am meisten beeindruckt war ich vom Tekka Hawker in little India. Hier sollte ich schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf Sri Lanka bekommen.
Das Fleisch für das “Chicken Tikka” wurde an einem langen Spieß im Tandorofen vorgeräuchert bevor es sein klassisches “Finish” in einer sämigen und würzigen Sauce bekam. Das war richtig lecker!! Genau wie die salzigen Panbrote, die technisch auf einem sehr hohem Niveau hergestellt wurden. Mit Onion und Egg gefüllt, wirklich ein Genuss.
Nightlife Singapur:
Ich habe die Abende ausschließlich in Downtown verbracht und kann jeden empfehlen, das ebenfalls zu tun. Mit Sicherheit gibt es noch andere bekannte Orte und Straßen, aber mit der tollen Hafenbeleuchtung und der schönen Aussicht ist das schon beeindruckend. Der Clarke Quay Komplex ist von seiner Bauweise und seinen Bars und Restaurants ein super Ort, um etwas zu trinken und gleich hundert Meter weiter erleuchtet auf der gegenüberliegenden Seite die Boat Quay mit seinen unzähligen Restaurants und Bistros.
Food: Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Natürlich sind die ganzen Hawker Centre der absolute Wahnsinn, dennoch möchte ich nochmal den, Tekka hawker hervorheben, der mit seiner riesen Auswahl an frischen Lebensmitteln und leckeren Streetfood glänzt.
In Chinatown kann ich nur jedem empfehlen, einmal die Szechuan Küche zu probieren. Ich hab das im Szechuan Village gemacht. Das Essen wird hier nochmal mit einer anderen Schärfe und Gewürzen serviert. Probiert den gebratenen Kohl. Klingt einfach, wird aber gigantisch gut rübergebracht. Lecker!! Auch das Maxwell Foodcentre spielt hier ganz vorne mit.
To do Singapur:
Wenn man will, kann man mit Sicherheit eine ganze Woche mit Sightseeing verbringen. Dennoch nahm ich meine Beine in die Hand und erledigte dies etwas zügiger.
Marina bay
Gardens by the bay
Island Sentosa
Downtown
Chinatown
Little India
Fortbewegung:
Definitiv Grab (Taxi App), die MRT Bahn und Busse sind allerdings auch sehr praktisch. Auch, wenn wir hier von einer Großstadt reden, kommt man sehr zügig von A nach B, da der Verkehr bei weiten nicht so stark ist wie in Bangkok oder auf Bali.
Fazit:
Wer Asien entdecken will, der muss auf jeden Fall einen Stop in Singapur einlegen. Schon alleine der Fortschritt und die Sauberkeit, die man hier erlebt, sind unfassbar und einmalig. Viele Dinge erscheinen trotzdem sehr künstlich und nicht immer gut gelungen, so verbringe ich als Europäer meinen Urlaub doch lieber in Frankreich als in little france und eine weitere Grachtenrundfahrt in den Tiefen der überteuerten Mails halte ich auch für schlichtweg übertrieben und gefaked.
Dennoch ist das Zusammenspiel zwischen kleinen, alten, bunten Häusern und großen Wolkenkratzern mehr als gelungen und anders als in vielen anderen Großstädten wird hier sehr viel Wert auf Grünflächen und Natur gelegt.
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